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KEYNOTES

KEYNOTE I | Samstag, 25.10.2014 | 17:30 Uhr | Moderation: Erwin Feyersinger

PROF. DR. ROLF GIESEN (Berlin/Peking): Cross Media, Cross Culture. Die digitale Seidenstrasse der Animation.

Vita
Prof. Dr. Rolf Giesen, geboren am 4. Juli 1953 in Moers, studierte an der Freien Universität Berlin. 1979 Promotion
zum Dr. phil. Filmausstellungen in Frankfurt, München, Potsdam und Berlin; 20 Jahre lang Kurator der Sammlungen
»Ray Harryhausen« und »Special Effects/Animation« (Sammlung Rolf Giesen) der Deutschen Kinemathek Berlin.
Bis 2007 Honorarprofessor an der German Film School for digital production, 2007 und 2009 Gastprofessuren an der
Animation School der Communication University of China in Beijing, 2010 bis 2012 Aufbau eines Animationsfilm-
Museums am Jilin Animation Institute in Changchun, seit 2013 Gastprofessur an der Tainan National University of the
Arts in Taiwan. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter »Künstliche Welten, Lexikon des Trick- und Animationsfilms«, »Animation Under the Swastika« [gemeinsam mit J. P. Storm] sowie in Vorbereitung »Chinese Animation: A History and Filmography«. Als Berater, Dramaturg, Co-Autor an folgenden Animationsspielfilmen beteiligt: Asterix-Operation Hinkelstein, Lauras Stern, Der kleine Eisbär 2, Kleiner Dodo , Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian, Lauras Stern und die Traummonster, Kleiner starker Panda .

KEYNOTE II | Sonntag, 26.10.2014 | 10:00 Uhr | Moderation: Julia Eckel

PROF. DR. BARBARA FLÜCKIGER (Zürich): Transformation von Körpern

Vita
Prof. Dr. Barbara Flückiger arbeitete interntional als Filmpraktikerin, bevor sie Germanistik, Filmwissenschaft und Publizistik studierte. Abschluss 1995 an der Universität Zürich, Promotion 2001 an der Universität Zürich. Habilitation
2007 mit einer Schrift zu technischen, ästhetischen und narrativen Aspekten computergenerierter Visual Effects im
Film an der Freien Universität Berlin. Seit 1993 unterrichtete sie als Gastdozentin an diversen Universitäten und Filmhochschulen in Deutschland und der Schweiz. Von 2007 bis 2014 hatte sie eine Gastprofessur am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich inne und wurde im Januar 2014 zur Professorin ad personam ernannt. Sie entwickelte und leitete zahlreiche Forschungsprojekte zur Interaktion von Technik und Ästhetik, vor allem in der digitalen Domäne. Im Herbst 2011 und Sommer 2012 untersuchte sie historische Farbfilmprozesse an der Harvard University, aus dem sie das Digital-Humanities-Projekt Timeline of Historical Film Colors (http://zauberklang.ch/filmcolors/) entwickelte. Seit 2013 leitet sie das grosse anwendungsorientierte Forschungsprojekt DIASTOR (http://www.diastor.ch).

 


ABSTRACTS DER VORTRÄGE

PANEL I | WANDEL … DER DEFINITIONEN | Freitag, 24.10.2014 | 15:00 – 16:15 Uhr | Moderation: Meike Uhrig

PROF. DR. JÜRGEN HAGLER (Hagenberg):
Über die Expansionen digitaler Animation am Beispiel Prix Ars Electronica

Der Prix Ars Electronica, einer der ersten Wettbewerbe für digitale Medienkunst, dokumentiert anhand der Kategorie »Computer Animation / Film / VFX« kontinuierlich die Genealogie der Digitalen Animation und gibt einen Überblick über internationale Positionen und Sichtweisen. Seit Mitte der 1980er Jahre zeichneten sich dabei Tech-Demos, Kurzfilme mit eigens entwickelten Werkzeugen, künstlerisch avantgardistische Animationen, kommerzielle Filme, Visual-Effekts-Arbeiten sowie narrative Charakteranimationen aus. Der Wettbewerb zeigt eindrücklich nicht nur das expansive Anwachsen von neuen Technologien, Formen und Gattungen, sondern auch die Vielfalt im Inhaltlichen wie auch im Gestalterischen. Ein Blick auf die Preisträger der letzten Jahre zeigt eine breite Palette an Erscheinungsformen: hybride Stop-Motion-Animationen, Found-Footage-Filme, generative und interaktive Arbeiten, Installationen im Ausstellungskontext und Fassadenprojektionen. Die einstmals klaren Grenzen zwischen den Genres und Spielarten der digitalen Animation haben sich aufgelöst, ihre Erweiterungstendenzen sind unverkennbar. Dabei stellt sich vermehrt die Frage nach der eigentlichen Substanz Digitaler Animation gekoppelt mit einer Grundsatzdiskussion über eine solche Kategorie innerhalb der Ars Electronica. Anhand von aktuellen Beispielen von Prix Ars Electronica-Preisträgern sollen einerseits Entgrenzungen, Randgebiete sowie Trends und künftige Entwicklungen in der Computeranimation aufgezeigt werden und andererseits über eine mögliche Neuorientierung des Wettbewerbs diskutiert werden.

Vita
Jürgen Hagler (AT) ist Professor für Computeranimation und Animationsforschung am Department für Digitale Medien sowie Studiengangskoordinator für den Masterstudiengang Digital Arts an der FH Oberösterreich Campus Hagenberg. Er studierte Kunstpädagogik, Experimentelle Visuelle Gestaltung und Kulturwissenschaften an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Neben seiner Jurytätigkeit unter anderem beim Prix Ars Electronica und bei Crossing Europe kuratiert er seit 2009 das Programm für das Ars Electronica Animation Festival. 2013 initiierte und organisierte er die Fachtagung »Expanded Digital Animation «. Seit Mitte der 1990er Jahre forscht und arbeitet er im Bereich Computeranimation und war unter anderem im AEC Futurelab und im Art & Tech Institute Linz tätig.

FRANZISKA BRUCKNER, MMAG. (Wien)
Hybrides Bild, hybride Montage. Anwendung einer hybriden Topologie auf Kurzfilme des ›Neuen Deutschen Films‹

Der weitreichende Begriff Hybridität findet aktuell in unterschiedlichen, filmwissenschaftlichen Themenstellungen wie »Hybridität im Dokumentarfilm«, »Hybrid-Fotofilm«, »Genre Hybridität« und »Hybride Räume« Eingang. In der Animationswissenschaft wird unter diesem Aspekt vor allem das Zusammenspiel digitaler Animationstechniken und Live-Action in Spielfilmen untersucht. Die im Vortrag vorgestellte Typologie beleuchtet umfassend die formalen Charakteristika von Hybriden des Animations- und Realfilms. Primäres Ziel ist dabei die bis dato mitunter gezogene Trennung von analogen Mischfilmen und digitalen Hybridfilmen aufzulösen. Anhand von sechs filmanalytischen Kategorien wird das Zusammenspiel von Animations- und Realfilm auf der Bild- und Montageebene untersucht. Die flexibel modifizierbaren Parameter sollen dabei sowohl auf komplette Filme als auch längere Sequenzen oder kurze Szenen anwendbar sein und alle Animationstechniken umfassen. Als einzige Vorrausetzung gilt, dass der Bruch zwischen Animations- und Realfilm  in irgendeiner Weise für die Betrachter und Betrachterinnen erfassbar sein muss. Als Beispiele werden experimentelle Kurzfilme der 26 Unterzeichnenden des so genannten »Oberhausener  Manifests« und ihres Umfelds im Zeitraum von 1958 bis 1968 herangezogen. Anhand der Analyse sollen einerseits die Vorzüge, aber auch Grenzen der Typologie ausgelotet werden, andererseits kann eine neue Verortung in Bezug auf animierte und hybride Tendenzen innerhalb der Filmgeschichte vorgenommen werden.

Vita
Franziska Bruckner studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien sowie Malerei und Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2009–2013 Assistentin in Ausbildung am Wiener Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Redaktionsmitglied bei »rezens.tfm – e-Journal für wissenschaftliche Rezensionen«. Seit 2010 Koordinatorin der AG Animation, seit 2013 im Vorstand der ASIFA-Austria. Derzeit Dozentin an der Universität Wien, Eberhard Karls Universität Tübingen und HFG Offenbach/Main. Publikationen: »Malerei in Bewegung. Studio für experimentellen Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst Wien«, (Wien/NewYork: Springer 2011); »Vlado Kristl. Der Mond ist ein Franzose« (Hg. u.a. Wien: Böhlau 2011).


PANEL II | WANDEL … DER FORMEN | Freitag, 24.10.2014 | 16:30 – 17:45 Uhr | Moderation: Dominik Schrey

DR. LENA CHRISTOLOVA (Konstanz)
Formwandler: Der Animationsfilm und die Theorie der Transformationen von D’Arcy Wentworth Thompson

Betrachtet man die Geschichte der Animation, so ist festzustellen, dass ihre traditionellen Verfahren wie Keyframing und In-Betweening vorwiegend am Modell des kinematografischen Bewegungsbildes orientiert waren, was durchaus der historischen Entwicklung des Films entsprach. Bereits Filme wie Poor Cinderella von Dave Fleischer (USA 1934) oder Muscle Beach Tom von William Hanna und Joseph Barbera (USA 1956) zeigen jedoch eine neue Tendenz des Animationsfilms, die der Architekt Greg Lynn in seinem Buch »Animate Form« (1999) folgendermaßen zusammenfasst: »While motion implies movement and action, animation implies the evolution of a form and ist shaping forces«. Formtransformationen als dynamisches Ergebnis der Einwirkung innerer und äußerer Kräfte werden zum ersten Mal im Buch des Biomathematikers D’Arcy Wentworth Thompson »On Growth and Form« (1917) vorgestellt, der darin eine Theorie evolutionärer Transformationen entwickelt, welche von Basisformen (Invarianten) und ihren Deformationen in verschiedenen Koordinatensystemen ausgeht. Mein Vortrag möchte die Bedeutung der Theorie der Transformationen Thompsons für die Entwicklung des Animationsfilms demonstrieren, indem er auf Verfahren der klassischen und der computergenerierten Animation wie Interpolation, Repräsentation eines Objekts über feste Koordinatenachsen, Squashing und Stretching eingeht. Das Morphing-Verfahren ist das gelungenste Beispiel für die von Thompson untersuchten kontinuierlichen  Formveränderungen, deren Entwurfsmethodik allen neueren Animationstechniken der flüssigen Übergänge zugrunde liegt.

Vita
Dr. phil. Lena Christolova unterrichtet seit 2001 im Fach Medienwissenschaft an der Universität Konstanz, wo sie zur Zeit die Vertretung einer Professur für Medienwissenschaft wahrnimmt. Forschungsschwerpunkte: Avantgarde und früher Film; Wissenschaftsgeschichte und populäre Kultur. Letzte Publikationen: »›Architecture of the Mind‹ im Film Inception von Christopher Nolan (USA/GB 2010)«, in: Kritische Ausgabe. Zeitschrift für Germanistik und Literatur Heft  24 (2013); »Proménade architecturale und Plansequenz. Die gegenseitige Durchdringung von Architektur und Filmtheorie«, in: Architektur im Film. Korrespondenzen zwischen Film, Architekturgeschichte und Architekturtheorie, hg. v. Christiane Keim und Barbara Schrödl (Linzer Beiträge zu Kunst und Philosophie), Bielefeld: transcript-Verlag 2014.

DR. RADA BIEBERSTEIN (Tübingen)
Die Metamorphose der Silhouette im Spannungsfeld zwischen Kunst und neuer Technik

Die iPod Werbung von 2001 hat der Silhouette eine Renaissance quer durch die (audio)visuellen Medien beschert. Muten die Silhouettenanimationen der Märchen- und Kinderfilme von Lotte Reiniger, Bruno Böttge und auch Michel Ocelot etwas altmodisch an, so vermitteln die Silhouetten von Mad Men und James Bond Modernität und Frische. Davon ausgehend, dass die Metamorphose eine grundlegende Eigenschaft der Animation ist, widmet sich dieser Beitrag dem Zusammenspiel von Kunst und neuer Technik bei der Transformation und Weiterentwicklung der Sprache der Animation am Beispiel der Silhouette. Die Technik und Ästhetik der klassischen Silhouettenanimation wurde seit ihren Anfängen immer weiterentwickelt (Jouvanceau 2004). Das »Märchen der drei Brüder« aus dem Erfolgsfilm Harry Potter von 2010 bringt viele dieser Entwicklungen und Experimente zusammen. Die Animationssequenz verweist selbstreferentiell auf Verwandte der Silhouette wie den Schatten in der Malerei, das asiatische und europäische Schattentheater und auf klassische Silhouettenanimation im Stile Lotte Reinigers. Die 3D-Technik erlaubt die Integration vieler Merkmale, welche die Silhouettenanimation von den oben genannten künstlerischen Formen unterscheidet, z.B. unscharfe Umrisslinien, semi-transparente Flächen, en-face-Darstellungen (Jouvanceau 2004), die vom Publikum und seinen Sehgewohnheiten akzeptiert werden. Die Kombination aus technischen Möglichkeiten und ästhetischen Experimenten führt so zu neuem Ausdruckspotential der Silhouettenanimation, was sie für moderne Medienformen attraktiv macht. Dieser Beitrag zeigt, dass die Silhouette im digitalen Zeitalter mehr als nur Animationstechnik ist. Im Spannungsfeld zwischen Kunst und neuer Technik hat sie sich zu einer cross-medialen ästhetischen Ausdrucksform der Animation entwickelt.

Vita
Dr. Rada Bieberstein ist Dozentin am Institut für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen. Ihr aktuelles Forschungsinteresse liegt auf dem Gebiet der Ästhetik. Sie ist Co-Autorin der Dokumentation über die Animationskünstlerin Lotte Reiniger (Lotte Reiniger – Tanz der Schatten 2012, R: Marschall, Bieberstein, Schneider, P: Universität Tübingen, Eikon Südwest, Arte).


PANEL III | WANDEL … VON ZEIT UND RAUM | Samstag, 25.10.2014 | 10:00 – 11:15 Uhr | Moderation: Franziska Bruckner

DR. CHRISTIAN STEWEN (Bochum)
Gegenwarten im Konjunktiv. Queere Temporalitäten und digitale Animation

Traditionelle analoge Medien wie Fotografie und Film ließen sich im Laufe der Mediengeschichte immer wieder über ihre Beziehungen zu einer vor-medialen Wirklichkeit definieren und problematisieren. Hier mit eingeschrieben waren spezifische konsistente chronologische Zeitkonstrukte und geografisch geordnete Raumvorstellungen. Dominante Lesarten dieser medialen Bilder bzw. Texte konnten somit Sinn stiften durch die Verortung innerhalb historischer und räumlicher Systeme. Wie allerdings lassen sich diese Beziehungen zu vor-medialen Wirklichkeiten, Vergangenheit bzw. Zukunft und räumlichen Gegebenheiten denken, wenn sie in Anbetracht der Animation ihre als kausal diskursivierten Voraussetzungen verlieren? Die digital animierten Toy Story-Filme etwa verunmöglichen in der Wahl ihrer Spielzeug-Helden körperliche  Entwicklungen sowie reproduktive Zeitkonzepte, sie führen Dinosaurier und Space Ranger in derselben Zeitebene zusammen, die über den anarchisch organisierten Möglichkeitsraum der Spielzeugkiste bzw. des Kinderzimmers möglich werden kann. Wandel scheint hier nicht in Form einer linearen Zeitlichkeit, einer historischen, teleologischen Entwicklung sinnhaft zu werden. Der Vortrag möchte mithilfe von detaillierten Filmbetrachtungen eine für die Animation als spezifisch definierbare Zeitlogik entwickeln, die sich horizontal, in einem räumlichen Nebeneinander, im Sprachmodus des Konjunktivs formulieren lässt. Dinge und Figuren verwandeln sich nicht erst, sondern sind im selben Moment immer schon Verschiedenes: Cowboy, Spielfigur und sich selbst bewusster Mensch. Animation markiert somit immer die Alternative von Wirklichkeit, von Gegenwart und von konsistenten Räumlichkeiten – eine Alternative, die nicht in den Erfüllungen des Anderen bzw. Oppositionellen (Illusion, Vergangenheit/Gegenwart oder 3D) aufgeht, sondern gerade in der Überwindung dichotomer Strukturen und in der Eröffnung von politischen  Möglichkeitsräumen. Der Vortrag knüpft an queere Theorien zu Zeit- und Räumlichkeiten und insbesondere an Judith Halberstams Überlegungen zum Anarchischen der Animation und zu den »Pixarvolt«-Filmen an (in »The Queer Art of Failure«).

Vita
Dr. phil. Christian Stewen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor Studium der Film- und Fernsehwissenschaft, Kunstgeschichte und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum; Dissertation mit dem Titel »The Cinematic Child – Kindheit in filmischen und  medienpädagogischen Diskursen« (Marburg 2011); Forschungsschwerpunkte des Animationsfilms und der  Filmvermittlung werden von praktischen Projekten begleitet; letzte Veröffentlichungen: »(Un-)Möglichkeiten des Kinderfilms.« In: Von wilden Kerlen und wilden Hühnern. Perspektiven des modernen Kinderfilms (Marburg 2012); »Childhood, Ghost Images and the Heterotopian Spaces of Cinema: The Child as Medium in The Others «. In: Lost and Othered Children in Contemporary Cinema (Lanham 2012).

DAVID ZIEGENHAGEN, M.A. (Hamburg)
Pseudo-diegetische Typografie im Film als digitale Form der Schriftanimation

Die Schrift war schon immer mit dem Film verbunden: im Vorspann, als Zwischentitel oder in verschiedensten
außerfilmischen Formen. Im Gegensatz zu gedruckten Texten kann die Schrift im Film als Animationstypografie jedoch zeitlich und räumlich animiert und ›zum Leben erweckt‹ werden. In den 1950er Jahren kam so auch Bewegung in den Filmvorspann, indem der Designer Saul Bass das Titeldesign maßgeblich verändert hat, so dass sich der Vorspann als eigenständige filmische Sequenz etabliert hat und das Verhältnis von Typografie und Film neu definiert wurde. Eine besondere Variante der Einbindung von Schrift in den Film lässt sich als pseudo-diegetische Typografie bezeichnen: digital animierte Schriften, vor allem Credits, die als eigentlich nicht-diegetisches Element innerhalb der filmischen Welt zu existieren scheinen wie in den Titelsequenzen zu Panic Room (2002) oder Moon (2011) und somit in einem zunächst paradox anmutenden Spannungsverhältnis zur filmischen Diegese stehen. Der Vortrag soll, ausgehend von der Titelsequenz im Film, zeigen, wie sich Schrift durch pseudo-diegetische Typografie zu einem räumlichen Element des Films verwandelt. Dabei soll auch deutlich werden, wie diese Form der Animationstypografie in den größeren Kontext der Motion Graphics eingeordnet werden kann, wie sie sich als medienkonvergente  Entwicklung auch in anderen Medien (Fernsehen, Games, Werbung) ausprägt und wie sie sich als spezifisch digitale Ästhetik fassen lässt.

Vita
David Ziegenhagen, M.A., studierte Medien: Film/TV und Geographie in Osnabrück (B.A. 2009) und  Medienwissenschaft in Hamburg (M.A. 2012). Seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien und Kommunikation an der Universität Hamburg. Zur Zeit Vorbereitung eines Dissertationsprojektes zum Thema »Typografie im Film«. Forschungsinteressen: Typografie, Digitalisierung des Films, Visual Effects/CGI, Postdigitalität, filmische Paratexte, Science-Fiction-Film, Genretheorie.


PANEL IV | WANDEL … UND ÜBERTRAGBARKEIT | Samstag, 25.10.2014 | 11:30 – 12:45 Uhr | Moderation: Jan-Noël Thon

SEBASTIAN KUHN, M.A. (Frankfurt)
Das Spiel mit den Genres: Kurze Formengeschichte zur Selbstreflexivität im US-Animationsfilm

Innerhalb des Mainstreamkinos existiert der Animationsfilm vorrangig als eine Spielart der Komödie. Dabei wurden jahrzehntelang Figuren des Komischen u.a. aus realfilmischen Vorgängern adaptiert und so weiterentwickelt, dass sie sich dem Zuschauer als typische Attribute des konventionellen Animationsfilms darbieten. Beispielhaft zu nennen sind die Verfolgungsjagden in den Zeichentrickkurzfilmen der klassischen Hollywoodära. Ein weiteres  Internalisierungsprinzip bezieht sich auf die vor allem in aktuellen Produktionen vorzufindenden, parodistischen Elemente. Diese erschöpfen sich mitnichten in punktuellen Referenzen auf populäre Filme. Oftmals übernehmen sie dramaturgische Funktionen, wie zum Beispiel für die Anfangssequenz in Toy Story 3, oder sie konstituieren in Form von (Sub-)Genreparodien – ob auf Spionagethriller (Cars 2) oder Monsterfilm (ParaNorman) – sogar die gesamte Erzählung. In meinem Vortrag möchte ich zunächst auf die Bandbreite genreparodistischer Eigenschaften im klassischen und derzeitigen US-amerikanischen Animationsfilm aufmerksam machen. Terminologisch stütze ich mich dabei auf eine Typologie, die Katja Hettich für die Bestimmung von Ausformungen filmischer Genrereflexionen entwickelt hat. Besonders interessant erscheint der Typus der »metaisierenden Genrereflexivität« (Hettich), da sich mit diesem nicht nur der Wandel von der Postmoderne zur »zweiten Moderne« (Fahle) im realfilmischen, sondern auch im animierten Kino gut veranschaulichen lässt.

Quellen:
—Hettich, Katja: »Reflexivität und Genrereflexivität im Spielfilm. Begriffsklärungen und Überlegungen zur metaisierenden Genrereflexivität im zeitgenössischen Kino«. In: RabbitEye – Zeitschrift für Filmforschung, Nr. 006/2014.
—Fahle, Oliver: »Der Film der Zweiten Moderne oder Filmtheorie nach Deleuze«. In: Friedrich Balke, Marc Rölli (Hrsg.): Philosophie und Nicht-Philosophie. Gilles Deleuze. Aktuelle Diskussionen, Bielefeld 2011. S. 113-129.

Vita
Sebastian Kuhn, M.A., hat an der Ruhr-Uni Bochum Film- und Fernsehwissenschaft studiert und promoviert im von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Graduiertenkolleg »Die Produktivität von Kultur« über »Die Produktivität des Obsoleten: Symbolisches Recycling filmischen Ausschussmaterials am Beispiel veröffentlichter Hollywood-Outtakes«.
Sebastian Kuhns Interessen gelten der Filmwerbung, dem US-amerikanischen Animationsfilm und den Beziehungen zwischen filmischen Institutionen wie dem Amateurfilm und Industriefilm innerhalb der semiopragmatischen  Rezeptionsforschung. Im Herbst 2014 wird bei der edition text+kritik ein von ihm mitherausgegebener Sammelband
zum frühen deutschsprachigen Nachkriegskino erscheinen.

PROF. DR. INGRID TOMKOWIAK (Zürich)
»… ein Grinsen ohne Katze!« – Aspekte der Materialität in »Alice«-Animationsfilmen

Lewis Carrolls »Alice«-Bücher (1865/71) haben seit ihrer ersten Verfilmung 1902 zahlreiche filmische Adaptionen erfahren, darunter diverse Animationsfilme und Filme mit Animationen. Ein zentraler Aspekt der literarischen Vorlage ist Materialität: Da geraten Grössenverhältnisse aus der Balance, löst sich eine Katze in Luft auf und erscheint wieder als blosses Grinsen, zerfliesst Spiegelglas in weichen Nebel; kaum gedacht oder ausgesprochen nehmen Wortspiele Gestalt an etc. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die diversen »Alice«- Animationen die Materialisierung des Nonsense inszenieren und inwiefern sie das Verhältnis von Materialität und Medialität bzw. Animation reflektieren. Hierbei zu berücksichtigen ist die Frage nach dem Haptischen im Bild, nach der Auflösung der Grenzen zwischen Materie und Virtualität  nicht nur, aber auch im Zusammenhang digitaler Ästhetik.

Vita
Ingrid Tomkowiak ist Professorin am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft (ISEK) der Universität Zürich. Studium der Germanistik, Anglistik und Volkskunde in Freiburg, Stirling (GB) und Göttingen. 1987 Promotion in Hamburg, 2001 Habilitation in Zürich. Seit 1997 an der Universität Zürich tätig, seit 2009 dort zudem Forschungsleiterin des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM. Forschungsschwerpunkte: Populäre Literaturen und Medien, Kinder- und Jugendmedien. Neueste Publikation: »Kinder und Jugendliteratur
in Medienkontexten. Adaption – Hybridisierung – Intermedialität – Konvergenz.« (hg. mit Gina Weinkauff, Ute
Dettmar und Thomas Möbius) Frankfurt/M. u.a.: Lang 2014.


PANEL V | WANDEL … (INTER)KULTURELLER STILISTIKEN | Samstag, 25.10.2014 | 16:00 – 17:15 Uhr | Moderation: Lukas R. A. Wilde

PROF. HANNES RALL (Singapur)
Wandel ohne Grenzen: Stilistische Innovation durch interkulturellen Dialog

Hannes Rall lehrt und forscht in Singapur, einer kosmopolitischen Metropole in Asien, in der westliche und asiatische Kulturen täglich im Dialog stehen. In diesem Umfeld macht es Sinn zu untersuchen, wie stilistische Einflüsse aus verschiedenen Kulturen umgesetzt werden können, um künstlerisch innovative Animationsfilme entstehen zu lassen. Dazu stellt er zwei seiner Forschungsprojekte vor: Die Adaption von Shakespeare’s »As You Like It«, inspiriert vom Stil des asiatischen Schattenpuppentheaters »Wayang Kulit.« Und »Reiniger Reinvented« (in Kollaboration mit dem Institut für Medienwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen) – das Projekt einer neuen Interpretation der stilistischen Tradition Lotte Reinigers für das digitale Zeitalter.

Vita
Hannes Rall ist auch als Illustrator und unabhängiger Animationsregisseur aktiv: Er hat seine künstlerische Arbeit in
mehr als 20 Ländern und über 200 Film-Festivals weltweit gezeigt. Die Filme sind mehrfach preisgekrönt – ein  Schwerpunkt liegt auf der Adaption klassischer Literatur für Animation (Poe, Goethe, Hauff). Er ist Mitglied der Society of Animation Studies und hat seine Forschungsprojekte in 17 internationalen Konferenzen seit 2010 präsentiert. Seine
Forschung konzentriert sich auf die Anpassung von Methoden der Adaption traditioneller asiatischer Kunstformen für
Animation und auf interkulturelle künstlerische Kollaborationen.

OLIVER E. KÜHNE, M.A. (Berlin)
Imagination des postapokalyptischen Tokyo im Wandel: Cyberpunk in Japan zwischen Genrekonventionen und sozio-politischer Kritik?

Der Manga (japanischer Comic) »Akira« (erschienen zwischen 1982-1990) und seine dazugehörige Adaption als Anime (japanischer Animationsfilm) von 1988 haben nicht nur im Westen, sondern auch in Japan für die anhaltende Popularität des dystopischen Science Fiction-Subgenres namens Cyberpunk gesorgt. Neben der negativ gefärbten Imagination zukünftiger Gesellschaften, gehört auch eine kritische Kommentierung gegenwärtiger sozio-politischer Entwicklungen zum festen Genrerepertoire dieser »Film Noir« des Science Fiction. Speziell in der japanischen Variante nehmen die zumeist totalitären Gesellschaften ihren Anfang nach einem quasiapokalyptischen Vorfall, der die vorherige Welt- und Gesellschaftsordnung obsolet gemacht hat. Ein aktuelles Beispiel für die Weiterentwicklung dieses Genres ist die Anime-TV-Serie namens Psycho -Pass, die erstmals zwischen 2012 und 2013 in Japan ausgestrahlt wurde. Es ist erstaunlich, dass sich weder der Scenario Writer UROBUCHI Gen, noch die Animationsregisseure KATSUYOSHI Motohiro und NAOYOSHI Shiotani zur deutlich erkennbaren Kritik an der gegenwärtigen japanischen Politik und Gesellschaft in der Anime-Serie äußern. Allerdings: Liegt die Perzeption sozio-politischer Kritik rein an der Rezipientengruppe? Auch in japanischen Foren und Blogs, in denen der Anime besprochen wurde, liest man, dass der Anime »nah an der Gegenwart« wäre, doch nichts Explizites zum »Warum?« Neben den Innovationen im Genre möchte ich daher der Frage nachgehen, inwieweit Stanley Fishs These zu »interpretive communities« auf den Fall politischer Kritik in Cyberpunk-Animes zutrifft und inwieweit unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen dort sozio-politische Kritik wahrnehmen.

Vita
Oliver E. Kühne hat zuerst in Heidelberg, dann an der Universität Trier Japanologie und Kunstgeschichte studiert und 2010 sein Studium mit einer Arbeit zur Literatur auf Okinawa mit dem Magister abgeschlossen. In dieser Zeit war er zudem als Stipendiat in Tokyo und London. Zwischen 2011 und 2013 war er LGF-Stipendiat und Mitglied im  Promotionsverbund »Heilige Texte« an der Universität Tübingen und als DAAD-Stipendiat in Tokyo und Naha  (Okinawa). Seit Oktober 2013 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin beschäftigt. Zu seinen Forschungsgebieten gehören japanische Gegenwartsliteratur, japanische Idol- und Populärkultur, Animationsforschung sowie Sozial-, Literatur- und Medientheorie.


PANEL VI | WANDEL … DES KÖRPERS | Sonntag, 26.10.2014 | 11:15 – 12:30 Uhr | Moderation: Sebastian Kuhn

PROF. DR. SUSANNE MARSCHALL (Tübingen)
Von Schneewittchen bis Gollum. Körperbewegung im Animationsfilm

Gesichts- und Körperbewegungen – gleich ob menschlichen oder tierischen Ursprungs – setzen sich aus vielen Mikromomenten zusammen, die eine freihändige Animation erschweren. Darum gehört die genaue Beobachtung von Menschen und Tieren seit Beginn der Animationsfilmgeschichte zu den elementaren Voraussetzungen für gelungene Charakteranimationen. Zu den Hilfsmitteln der analogen Animationsfilmgeschichte gehörten Filmaufnahmen, Fotografien und das unmittelbare Bewegungsstudium während des Zeichnens. Durch die Digitalisierung der Medien kommt das Motion Capture-System hinzu, das Schauspiel und Animation aufs Engste miteinander verknüpft und so Anlass zu einer neuen Theorie des Schauspiels in den Zeiten von Animation und VFX bietet. Der Vortrag wird sich mit den Grundfragen einer solchen Theorie auseinandersetzen und dies an konkreten Beispielen illustrieren.

Vita
Prof. Dr. Susanne Marschall hat den Lehrstuhl für Film- und Fernsehwissenschaft am Institut für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Sie ist Direktorin des dortigen Zentrums für Medienkompetenz sowie Sprecherin des neu gegründeten Tübinger Forschungszentrums für Animation. 2003 erhielt sie den Lehrpreis für  exzellente Leistungen in der Lehre, 2012 wurde sie von der Zeitschrift Unicum zur Professorin des Jahres 2012 gewählt. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Licht, Farbe und Bildkomposition im Film, zur Bildsymbolik im interkulturellen Vergleich, zum indischen Kino, zu TV Serien, Tanzgeschichte und Schauspielkunst, Dokumentarfilm, Wahrnehmungstheorie und Emotionsforschung, Mythentheorie und moderner Poetik. Ihre aktuell zentralen  Forschungsschwerpunkte sind die indische Film- und Medienkultur sowie das weite Feld der Animation. Anlässlich des 100. Geburtstags des indischen Films gab sie zusammen mit Rada Bieberstein das Buch »Indiens Kino-Kulturen« bei Schüren in Marburg heraus. Autorin (zusammen mit Dr. Rada Bieberstein und Kurt Schneider) der ARTE-Dokumentation Lotte Reiniger – Tanz der Schatten (2012).

MARIA BEST (Saarbrücken)
Die Kraft der Knete. Ein Blick auf die Besonderheiten der Metamorphose von Körpern in der Clay Animation

Die Clay Animation ist heute, abgesehen von den Produktionen der Aardman Animations, etwas in Vergessenheit geraten. Die allgegenwärtigen und oberflächlich betrachtet sehr körperhaften CGI Animationen lassen diesen Typus altmodisch und obsolet erscheinen. Dabei ist sie als quasi verlebendigte Skulptur unter allen Animationsformen der traditionellen Bildhauerei am nächsten, der Kunst des Formens meist menschlicher Figuren. Ihr immenses metamorphes Potenzial, resultierend aus der Plastizität und den haptischen Charakteristika des Materials Plastilin, wurde bereits in der Frühzeit des Animationsfilms genutzt. Der Vortrag fokussiert sich auf Metamorphosen von menschlichen Körpern in der Claymation und geht der Fragestellung nach ob, wie und warum diese plastischen Verwandlungen für das Körperselbstverständnis und die Körpersensation des Betrachters eine Wirkung haben können. Als Beispiel hierfür werden unter anderem einige Arbeiten Jan Švankmajers herangezogen. Im Gegensatz zu den üblichen lustigen Knetmännchen ist die plastische Gestaltung seiner Figuren fast akademisch zu nennen. Seine Filme loten ein anderes Emotionsspektrum aus, so dass seine Metamorphosen bei aller visuellen Faszination immer die Integrität des menschlichen Körpers und das Körperbild des Rezipienten in Frage stellen. Bedenkt man wie stark heute Körpermodifikationen aller Art bereits Praxis sind, ist dieser Aspekt im Animationsfilm durchaus noch nicht ausgeschöpft.

Vita
Maria Best (*1964) ist Künstlerin, Mediendozentin und Kulturwissenschaftlerin. Seit 1988 ist sie freiberuflich als Künstlerin im Bereich Bildhauerei und digitale Medienarbeiten tätig. 2005–2008 Studium der Kulturwissenschaften
und Kunstgeschichte an der HU Berlin; 2008–2013 Studium der Historisch Orientierten Kulturwissenschaften an der
Universität des Saarlandes; 2013 Diplom im Fach Historisch Orientierte Kulturwissenschaften an der Universität des Saarlandes, Hauptfach Kunstgeschichte bei Prof. Dr. Henry Keazor, Thema: Filmfiguren aus Knete – das Phänomen der »Claymation« im Animationsfilm.


WEITERE PROGRAMMPUNKTE

Freitag, 24.10.2014 | 18:00–19:30 Uhr | Evangelisches Stift
FILMPROGRAMM: BEST OF FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG
Animationsfilme von Studierenden des Animationsinstituts der Filmakademie in Ludwigsburg

Ein 90-minütiges Programm der besten Animationsfilme der Filmakademie Baden-Württemberg zusammenzustellen ist angesichts der mittlerweile 23jährigen Geschichte der Schule unmöglich. Der Titel dieser Konferenz lautet „Im Wandel“. Seit der Gründung des Instituts für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion an der Filmakademie 2001 war es ein Leitprinzip, den Studierenden Zugang zu Technologie, Software und Hardware auf dem aktuellsten Stand der Technik zu ermöglichen, und gleichzeitig in Research & Development selbst neue Tools und Technologien zu entwickeln. Mit der Entwicklung der Computergrafik und digitalen Bilderstellung und –bearbeitung haben sich auch die in studentischen Filmen eingesetzten Produktionstechniken gewandelt. CGI, Computeranimation, Visual Effects, digitales Compositing und digitale Postproduktion sowie die Automatisierung von Animationsprozessen, Motion Capture, neuste Produktionsweisen wie Virtual Production ermöglichen andere looks, machen Geschichten neu oder anders erzählbar. Besonders augenfällig ist das in der photorealistischen Animation, und, wie die Filmauswahl zeigen soll, in der Kombination und dem Mischen verschiedener Techniken.

Die Auswahl der Filme kreist um Fragen wie: Wie werden vorhandene und neue Technik und digitale Tools eingesetzt, um Geschichten zu erzählen und Anmutungen zu erschaffen? Wo und zu welchem Zweck wird photorealistische Animation eingesetzt? Entstehen durch Mischen und Kombinieren traditioneller und digitaler Techniken neue ästhetische Elemente  und wie kann man diese Hybridformen einordnen? Wo wird photorealistische Animation eingesetzt, um traditionelle Techniken durch texturing, shading, rendering im Computer zu simulieren?

Das Filmprogramm zeigt chronologisch einen Querschnitt bekannter und weniger bekannter studentischer Filme von 1994 bis 2014. Interessant ist es, zu sehen, inwiefern die unterschiedliche Nutzung von jeweils aktuellen digitalen Technologien deren gestalterisches und erzählerisches Potential deutlich macht.

Tina Ohnmacht war 12 Jahre am Animationsinstitut in der Lehre tätig, zunächst als künstlerisch-wissenschaftliche Assistentin, dann als Studienkoordinatorin zuständig für das Curriculum in den Bereichen Animation/VFX und Interaktive Medien. Zur Zeit leitet sie an der Filmakademie die EU geförderte Weiterbildung Animation Sans Frontières.


Freitag, 24.10.2014 | ab 20:00 Uhr | Restaurant Bellevue, Neckargasse 22 | 72070 Tübingen

CONFERENCE DINNER

Für den ersten Abend der Tagung ist ein gemeinsames Conference Dinner im Restaurant Bellevue geplant. Da die Kosten für das Dinner leider nicht übernommen werden können, erfolgt die Bestellung von Getränken und Speisen »à la carte« und jede_r Konferenzteilnehmer_in übernimmt den jeweils eigenen Anteil. Die dafür vorgesehene Abendkarte kann am Infotisch oder online über untenstehenden Link eingesehen werden.

Mehr Infos zum Restaurant unter: www.bellevue-tuebingen.de
Link zur Abendkarte


Samstag, 25.10.2014 | 14:15–15:45 Uhr | Leitung: Maike Sarah Reinerth & Julia Eckel

MITGLIEDERVERSAMMLUNG DER AG ANIMATION

Die AG Animation wurde 2010 als Arbeitsgruppe innerhalb der Gesellschaft für Medienwissenschaft e. V. gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, die deutschsprachige Forschung zum Thema Animation zu bündeln, zu fördern und stärker zu vernetzen. Die AG versteht sich in diesem Sinne als koordinierende Anlaufstelle für alle Interessierten, um den Gedanken- und Informationsaustausch zu vereinfachen.

Die Mitgliederversammlung, die im Rahmen der 2. Jahrestagung der AG in Tübingen stattfindet, steht daher
nicht nur Mitgliedern der AG offen, sondern allen, die Interesse an wissenschaftlicher Forschung zum Thema Animation haben und die gern mehr über die Aktivitäten der Arbeitsgruppe erfahren möchten. Im Rahmen des AG-Treffens wird über vergangene Veranstaltungen und Projekte der AG berichtet und es werden neue geplant und diskutiert.


Samstag, 25.10.2014 | ab 20:00 Uhr | Treffpunkt: Holzmarkt Tübingen (Eingang Stiftskirche)

A WALL IS A SCREEN
AnimationsfilmRundgang durch Tübingen

A Wall is a Screen ist ein mobiles Kino, das Kurzfilme im urbanen und öffentlichen Raum an Wände projiziert.  Gemeinsam mit dem Publikum und mobiler Kinoausrüstung wandert die Künstlergruppe durch die abendliche Stadt von Ort zu Ort und verweilt an jedem Ort für die Dauer eines Kurzfilms. Jeder Film wird so ausgewählt, dass er mit seiner Umgebung interagieren kann. Diese Beziehung wird für die Zuschauerin und den Zuschauer durch das Thema und die Handlung des Films oder auch durch den »Look« und durch die Stimmung, die der Film erzeugt, hergestellt. Bei einer Veranstaltung wird ein einzigartiges Kurzfilm-Programm gezeigt und es werden neue Perspektiven und Sichtweisen auf alltägliche städtische Lebensräume geschaffen. Jede Tour ist einmalig und die Orte, die tagsüber bekannt und vertraut sind, werden in einen neuen Kontext gesetzt. A Wall is a Screen nutzt und definiert den öffentlichen Raum um: Architektur wird zur Projektionsfläche und die Symbiose von Film und Umgebung lässt überraschende und neue Eindrücke zu. Die Filmauswahl der jeweiligen Veranstaltung ist abhängig vom gewählten Themenschwerpunkt. In Tübingen wird daher ein Animationsfilprogramm zum Thema Wandel und Metamorphose zu sehen sein.

Mehr Infos unter: www.awallisascreen.com


Sonntag, 26.10.2014 | ab 14:00 Uhr | Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10, 72070 Tübingen

BESUCH DER LOTTE REINIGER-AUSSTELLUNG IM STADTMUSEUM TÜBINGEN
Führung von Susanne Marschall durch die Dauerausstellung »Die Welt in Licht und Schatten. Scherenschnitt, Schattentheater und Silhouettenfilm«

Das Tübinger Stadtmuseum zeigt die weltgrößte Präsentation des Gesamtwerks von Lotte Reiniger. Die virtuose Scherenschnittkünstlerin entwickelte das Medium zu einem bis dahin nicht gekannten Höhepunkt, sie war erfindungsreiche und phantasievolle Schattenspielerin und Filmpionierin. Die Kunst des Scherenschnitts verwendete Reiniger auch für ihre Silhouettenfilme. Vor allem Die Abenteuer des Prinzen Achmed, der zwischen 1923 und 1926 als erster abendfüllender Animationsfilm der Geschichte produziert wurde, machte Lotte Reiniger berühmt. Das moderne europäische Schattentheater wurde entscheidend von ihr geprägt.

Lotte Reiniger, geboren 1899 in Berlin, gestorben 1981 in Dettenhausen, praktizierte von Jugend an die Kunst des Scherenschnitts und wurde mit ihren Silhouettenfilmen weltweit bekannt. Schon früh entwickelte sie ihren unverkennbar eigenen Schnittstil, der sie rasch berühmt machte. Ihr erstes Scherenschnitt-Werk entstand aus Theatersilhouetten, die sie während ihres Besuchs der Schauspielschule von Max Reinhardt schnitt. Wie vom Theater war Lotte Reiniger ihr Leben lang vom Tanz fasziniert. Bis in die 1950er Jahre stellte sie nach jedem Besuch einer Ballettvorstellung Scherenschnitte her. Nachdem der Nachlass von Lotte Reiniger im Stadtmuseum zu großen Teilen gesichtet, inventarisiert und zum Teil auch restauriert wurde, eröffnete das Stadtmuseum im März 2008 die umfassende Dauerausstellung.

(Quelle: www.tuebingen.de/stadtmuseum)